Methodisches Vorgehen
Die Erhebung des Deutschland-Monitors 2024 beinhaltete, ebenso wie in der vorherigen Erhebung, drei Phasen: Zwei quantitative Befragungen, die separat voneinander mit den gleichen Inhalten durch das Feldinstitut forsa durchgeführt wurden. Erstens die Haupterhebung, eine deutschlandweite Repräsentativbefragung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 16 Jahren. Zweitens die regionale Vertiefungserhebung in zwölf zufällig ausgewählten Kreisen bzw. kreisfreien Städten. Letztere bietet die Grundlage für das im Laufe des Deutschland-Monitors entstehende rollierende „Kreispanel“. Somit beinhaltet diese Erhebung die acht Landkreise und kreisfreien Städte, die im Rahmen des Deutschland-Monitors 2023 bereits erhoben wurden, sowie vier neu-ausgewählte (Land-)Kreise. In vier der ausgewählten Kreise wurden zusätzlich qualitative Fokusgruppeninterviews durchgeführt. Zusätzlich zu den Erhebungen, die im Vorjahr bereits Teil des Deutschland-Monitors waren, wurde der Deutschland-Monitor 2024 noch um ein Methodentest auf regionaler Ebene (im rollierenden Kreispanel) ergänzt. Als Methode wurde dabei eine offline rekrutierte Onlinebefragung getestet. Der Deutschland-Monitor kann einerseits als eine politische Mehrthemenumfrage verstanden werden. So werden jährlich wiederholend gleiche Themen abgefragt, wie beispielsweise die Parteiidentifikation. Zusätzlich wird ein jährlich wechselndes neues Schwerpunktthema analysiert, 2024 war dies „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“.
1. Haupterhebung
Der Deutschland-Monitor 2024 wurde mit telefonischen Interviews (CATI) von April bis Mai 2024 durchgeführt. Die Haupterhebung des Deutschland-Monitors 2024 erfolgte in Form einer Festnetz- und Mobilfunkstichprobe. Insgesamt wurden für die Haupterhebung ca. 4.000 Interviews geführt. Die Auswahl der Rufnummern folgt sowohl im Festnetz als auch für die Mobilfunkstichprobe einer uneingeschränkten Zufallsauswahl.
2. Regionale Vertiefung/Rollierendes Kreispanel
Die regionale Vertiefungserhebung dient der Betrachtung der Entwicklung der (Kern-) Themen des Deutschland-Monitors auf regionaler Ebene. Von besonderem Interesse ist dabei auch die Entwicklung von strukturstarken und -schwachen Regionen. Für die Identifizierung von strukturstarken und -schwachen Kreisen wurden eigens die sog. Indikatoren der lokalen Prosperität, Teilhabe und Infrastruktur (ILTIS) entwickelt. Dabei wurde aus den jeweiligen Subdimensionen dann die Hauptdimensionen gebildet, deren Summenwert dann den Gesamtindex ergaben.
Dimensionen und Variablen von ILTIS
- Beschäftigtenquote
- SGB II-/SGB XII-Quote
- Ärzte je 10.000 Einwohner
- Wohnunsnahe Grundversorung Supermarkt
- Breitbandversorgung
- Kommunale Schulden
- Gesamtwanderungssaldo (Median 10 Jahre)
- Berufseinstiegswanderer (Median 10 Jahre)
- Schulabgänger ohne Abschluss
- Bruttoinlandsprodukt je Einwohner
- Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen Tertiärer Sektor
- Haushaltseinkommen
- Medianeinkommen
Die Zuordnung der Kreise zu den Ausprägungen „hohe Prosperität“ und „niedrige Prosperität“ erfolgte dann anhand des Indexes eines Kreises in Relation zur Verteilung des Indexes über alle Kreise hinweg. Kreise, deren Wert des Gesamtindex zu den niedrigsten 20 Prozent der Verteilung gehörten, wurden den Kreisen mit niedriger Prosperität zugeordnet. Kreise, deren Gesamtindex innerhalb der obersten 20 Prozent der Verteilung lag, wurden den Kreisen mit hoher Prosperität zugeordnet. Die Berechnung wurde unter Ausschluss der Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen vorgenommen, da diese aufgrund ihrer Stellung als Bundesland und Gemeinde das Bild verzerren würden. Ein wichtiger Fokus der späteren Beurteilung im Kontext des Deutschland-Monitors war die Abkehr von einem vermeintlich einfachen Vergleich von alten und neuen Bundesländern hin zu einem Vergleich der Regionen in Relation zu deren (geografischen) Umfeld. Daher werden die ILTIS – Indikatoren separat für alte und neue Bundesländer berechnet.
Das rollierende Kreispanel folgt jedem ausgewählten Kreis über den Zeitraum von drei Jahren. Mit jedem Jahr der Erhebung des Deutschland-Monitors werden neue Kreise für den gleichen Zeitraum aus der Menge der zum Zeitpunkt der Ziehung noch nicht im Kreispanel vorhandenen Kreise ausgewählt. Festzuhalten ist, dass nicht wie in einem normalen Panel die Befragten selbst, sondern die Kreise für die Dauer von drei Jahren durchgehend befragt werden. Da der Vergleich der Unterschiede von Kreisen mit hoher und geringer Prosperität von Bedeutung ist, wird für das rollierende Kreispanel eine geschichtete Zufallsauswahl der Kreise aus diesen Bereichen gezogen. Die Trennung erfolgt nach hoher und geringer Prosperität sowie nach Ost- und Westdeutschland. Kreise mit mittlerer Prosperität gelangen nicht in das Kreispanel. Für die regionale Vertiefungsstichprobe 2024 wurden zwölf Kreise ausgewählt. Diese setzen sich aus den acht Kreisen, die bereits 2023 befragt wurden und 4 neuen in den Schichten hoher und niedriger Prosperität in Ost- und Westdeutschland zusammen. Herausfordernd bei regionalen telefonischen Befragungen ist, dass Mobilfunkstichproben nahezu nicht möglich sind, da sich Mobilfunknummern – im Gegensatz zu Festnetzanschlüssen – anhand ihrer Systematik nicht einem Kreis zuordnen lassen. Daher basiert die regionale Vertiefung auf einer reinen Festnetzstichprobe. Die Erhebung erfolgte direkt im Anschluss an die Hauptbefragung zwischen Mai und Juni 2024. Insgesamt wurden pro Kreis ca. 333 Interviews durchgeführt.
Rollierendes Kreispanel
2023
1. Kreis der jeweiligen ILTIS-Schicht
2024
1. Kreis der jeweiligen ILTIS-Schicht
2. Kreis der jeweiligen ILTIS-Schicht
2025
1. Kreis der jeweiligen ILTIS-Schicht
2. Kreis der jeweiligen ILTIS-Schicht
3. Kreis der jeweiligen ILTIS-Schicht
2026
2. Kreis der jeweiligen ILTIS-Schicht
3. Kreis der jeweiligen ILTIS-Schicht
2027
3. Kreis der jeweiligen ILTIS-Schicht
2028
3. Methodentest zur Regionalen Vertiefung
Um den Deutschland-Monitor methodisch weiterzuentwickeln, wurde zwischen August und September ein Methodenwechsel bei der regionalen Vertiefungserhebung getestet. Dabei erfolgte der Übergang von telefonischen CATI-Interviews hin zu Online-CAWI-Befragungen. Der Hintergrund dieser Entscheidung lag in der Beschränkung regionaler telefonischer Befragungen auf Festnetzanschlüsse, was zu einer systematischen Untererfassung bestimmter Bevölkerungsgruppen (insbesondere jüngerer Menschen) führte. Aus diesem Grund wurde eine offline-rekrutierte Online-Erhebung durchgeführt.
Für diese Erhebung kam ein zweistufiges Stichprobendesign innerhalb der Kreise zum Einsatz. In jedem Kreis des Kreispanels wurden 15 „Klumpen“ (sogenannte Sample Points) mit einer Wahrscheinlichkeit proportional zur Größe der jeweiligen Gemeinden innerhalb des Kreises gezogen. Bei kreisfreien Städten entfielen alle Sample Points auf die entsprechende Stadt. Pro Sample Point wurden aus den Einwohnermeldeämtern der gezogenen Gemeinden 110 Adressen angefordert, deren Inhaber postalisch zur Teilnahme an der Online-Befragung eingeladen wurden. Somit wurden pro Kreis brutto jeweils 1.650 Personen angeschrieben. Jede Person erhielt maximal drei Anschreiben: eine Einladung und zwei Erinnerungsschreiben. Insgesamt nahmen etwa 3.000 Personen an der Online-Befragung teil.
4. Fokusgruppenbefragung
Zusätzlich zur repräsentativen Haupterhebung und der regionalen Vertiefung wurden im September 2024 wie schon 2023 vier Fokusgruppendiskussionen an vier Standorten in ausgewählten Kreisen der Vertiefungsstudie durchgeführt. Bei der Auswahl der Standorte wurden zu gleichen Teilen ost- und westdeutsche sowie strukturstarke und strukturschwache Kreise berücksichtigt. Die teilnehmenden Personen stammen aus Orten unterschiedlicher Größenklassen innerhalb eines Landkreises (von Dorf bis mittlere Stadt) bzw. aus unterschiedlichen Stadtteilen einer kreisfreien Stadt. Teilgenommen haben insgesamt ca. 30 Personen, die nach den soziodemografischen Merkmalen Alter, Bildung und Geschlecht rekrutiert wurden. Diese wurden weiterhin nach Ost- und Westdeutschland sowie nach strukturstarken und -schwachen Kreisen gegliedert. Die ausgewählten Kreise und Städte waren 2024 Neu-Ulm (Bayern), Potsdam-Mittelmark (Brandenburg), Wittenberg (Sachsen-Anhalt) und Delmenhorst (Niedersachsen).
Die Interviews werden von dem Marktforschungsinstitut Info GmbH durchgeführt. Die Ergebnisse der Fokusgruppenbefragung werden in den Hauptbericht des Deutschland-Monitors integriert.