Wie tickt Deutschland – im Osten, im Westen und insgesamt?
Gegenstand des Deutschland-Monitors ist eine jährlich wiederholte, regional differenzierte und konsekutiv im zeitlichen Längsschnitt vergleichend angelegte Untersuchung, mit der die Beständigkeit und die Veränderungen von politischen und gesellschaftlichen Stimmungslagen und Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger in Ost- und Westdeutschland empirisch erhoben und wissenschaftlich analysiert werden. Ausgangspunkt und analytischer roter Faden des Projekts ist die folgende Frage: Inwiefern beeinflussen regionale Lebensumfelder (»Kontexte«) die gesellschaftlichen und politischen Einstellungen dort lebender Menschen?
Key Findings
Der Deutschland-Monitor widmet sich im Jahr 2024 schwerpunktmäßig der Frage „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“. Dabei werden u. a. gesellschaftliche Zielvorstellungen, die Abwägung wichtiger Grundwerte oder die Vorstellungen einer gerechten Gesellschaft in der Bevölkerung untersucht. Weiterhin werden auch in diesem Jahr in der Politikwissenschaft etablierte Einstellungskonzepte – darunter Demokratiezufriedenheit, Institutionenvertrauen oder Populismus – für die Bevölkerung der Bundesrepublik erhoben und analysiert. Der aktuelle Deutschland-Monitor kommt auf der Basis der drei miteinander verbundenen Erhebungen – einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung, einer regionalisierten Vertiefungsstudie in strukturschwachen und -starken Kreisen in Ost- und Westdeutschland sowie Fokusgruppeninterviews – zu folgenden zentralen Untersuchungsbefunden (Key Findings):
Geteilte gesellschaftliche Zielvorstellungen
Für die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland gehören zentrale demokratische Grundrechte und freiheitliche Grundwerte zum Leitbild einer gewünschten Gesellschaft. So finden das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit (92 % Zustimmung), die Gleichberechtigung der Geschlechter (95 %), die Garantie gleicher Lebenschancen (92 %), das Gebot der sozialen Gerechtigkeit (86 %) sowie das Recht zur friedlichen Ausübung der Religion (89 %) in Ost und West durchweg sehr hohe Zustimmungsraten in der Bevölkerung. Mehr Uneinigkeit besteht vor allem hinsichtlich der Frage, inwieweit ein vereintes Europa (76 %), eine klimaneutrale Lebensweise (57 % Zustimmung) und eine Gesellschaft, die Zuwanderung als Chance begreift (56 %), wünschenswerte Zielvorstellungen sind. Bei den weniger geteilten Zielvorstellungen sind Ambivalenz und Ablehnung in Ostdeutschland weiter verbreitet als in Westdeutschland. Ost-West-Unterschiede finden sich aber nur bei den älteren Personen, die in der ehemaligen DDR bzw. Westdeutschland geboren und sozialisiert wurden. Hingegen teilen die jüngeren Menschen, die im wiedervereinigten Deutschland aufgewachsen sind, die gleichen Gesellschaftsbilder – in Ost wie West.
In was für einer Gesellschaft wollen Sie leben? In einer, in der … (Angaben in Prozent)
Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen selbstverständlich ist
alle Menschen die gleichen Chancen haben, aus ihrem Leben etwas zu machen
soziales Miteinander gelebt wird
alle Religionen freidlich nebeneinander existieren können
das Gebot sozialer Gerechtigkeit hochgehalten wird
sich Wettbewerb und Leistung lohnen
Deutschland Teil eines vereinigten Europas ist
es keinen politischen Extremismus mehr gibt
wir klimaneutral leben
Zuwanderung als Chance begriffen wird
Abweichungen zu 100 Prozent sind rundungsbedingt
Freiheitsrechte im Fokus
Freiheitsrechte wie Presse- und Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit und die freie Entscheidung über das Eigentum sind für insgesamt über 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger von hoher Wichtigkeit. Eine Mehrheit von über 50 Prozent der Befragten sieht diese Freiheitsrechte aktuell in Deutschland erfüllt. Allerdings sieht jeweils ca. ein Drittel diese Freiheitsrechte nur als teilweise bzw. gar nicht erfüllt an. Besonders häufig werden Defizite bei der Presse- und Meinungsfreiheit geäußert. Je nach Parteinähe fällt das Urteil über die Verwirklichung der Freiheitsrechte unterschiedlich aus. Die mit Abstand negativste Einschätzung äußern Befragte mit einer Neigung zur AfD sowie zum BSW. Ob die Erfüllung der Freiheitsrechte als gegeben angesehen wird, hängt davon ab, welche unterschiedliche Vorstellungen die Menschen davon haben, was ein spezifisches Freiheitsrecht, z. B. die Meinungsfreiheit, konkret umfassen sollte bzw. wo seine Grenzen liegen. Hier gibt es in der Bewertung der Verwirklichung der Freiheitsrechte mitunter merkliche Unterschiede zwischen Ost und West.
Wahrgenommene Erfüllung politischer und bürgerlicher Freiheitsrechte (Angaben in Prozent)
Jeder kann für seine Meinung demonstrieren
Jeder kann glauben, woran er möchte
Jeder kann seine Meinung frei äußern
Die Freiheit der Presse ist gewährleistet
Jeder kann frei über sein Eigentum enscheiden
Jeder Arbeitnehmende kann sein Streikrecht wahrnehmen
Abweichungen zu 100 Prozent sind rundungsbedingt
Sicherheit vor Freiheit vor Gleichheit
In der Abwägung zwischen Freiheit und Gleichheit überwiegt in der Bevölkerung die Bevorzugung der Freiheit mit 73 Prozent. Vor die Wahl zwischen Freiheit und Sicherheit gestellt, äußert mehr als die Hälfte eine Präferenz für Sicherheit. Welchem Leitwert dieser Trias der Vorzug gegeben wird, hängt von individuellen Werthaltungen wie auch von biografischen und situativen Erfahrungen ab. Ein höherer Bildungsgrad geht mit einer stärkeren Präferenz für Freiheit sowohl gegenüber Gleichheit als auch gegenüber Sicherheit einher. Zudem gilt: Je weiter links sich eine Person einordnet, desto stärker spricht sie sich für Gleichheit gegenüber Freiheit und für Freiheit gegenüber Sicherheit aus. Jüngere Menschen bevorzugen eher Gleichheit als Freiheit und eher Freiheit als Sicherheit im Vergleich zu älteren Generationen. Die jüngste Generation in Ostdeutschland optiert verglichen mit der jüngsten Generation in Westdeutschland häufiger für Freiheit statt Sicherheit.
Abwägung der Grundwerte Freiheit vs. Gleichheit und Freiheit vs. Sicherheit (Angaben in Prozent
Abwägung zwischen Freiheit und Gleichheit
Abwägung zwischen Freiheit und Sicherheit
Abweichungen zu 100 Prozent sind rundungsbedingt
Zustimmung zur Demokratie – Oft Kritik am Funktionieren
In der Bevölkerung besteht ein breiter Konsens darüber, dass es sich bei der „Demokratie“ um die beste aller Staatsformen handelt (98 %). Ebenfalls wird das Grundgesetz als Verfassungsordnung von einer übergroßen Mehrheit (80 %) unterstützt. Allerdings zeigen sich knapp 40 Prozent der Befragten mit dem gegenwärtigen Funktionieren der Demokratie unzufrieden – im Osten der Republik gilt dies sogar für mehr als 50 Prozent. Ein Drittel der Bevölkerung äußert zudem, kein Vertrauen in politische und gesellschaftliche Institutionen zu haben. Viele kritisierten ferner eine fehlende Rückkopplung der politischen Akteure an die Interessen der Bevölkerung (52 %). Eine Unzufriedenheit mit der Demokratie geht Hand in Hand mit fehlendem Institutionenvertrauen, populistische Einstellungen und – wenngleich etwas seltener – autoritären Gesellschaftsvorstellungen.
Einstellung zur Demokratie (Angaben in Prozent)
Idee der Demokratie
West
Ost
Gesamtdeutschland
Zufriedenheit mit Verfassungsordnung
West
Ost
Gesamtdeutschland
Funktionieren der Demokratie
West
Ost
Gesamtdeutschland
Abweichungen zu 100 Prozent sind rundungsbedingt.
Regionale Unterschiede bei politischen Einstellungen
Unzufriedenheit mit der Demokratie und ihren politischen Akteuren ist bundesweit zu beobachten. Allerdings tritt sie in Ostdeutschland häufiger auf, und hier verstärkt in wirtschaftlich schwachen Regionen. Hier sind 56 % mit der Demokratie unzufrieden, im Vergleich zu 47 % in strukturstarken Regionen. In Westdeutschland ist der Anteil der mit der Demokratie Unzufriedenen in strukturstarken und strukturschwachen Regionen hingegen auf einem ähnlicheren Niveau (38 % bzw. 33 %). Gründe für verstärkte Unzufriedenheit in weniger strukturstarken Regionen Ostdeutschlands liegen u. a. in dem dort weiter verbreiteten Gefühl, nicht den gerechten Anteil zu bekommen, und der verstärkten Sorge vor sozialem und wirtschaftlichem Abstieg.
Indikatoren spezifischer Unterstützung nach Prosperitätsgruppen der Vertiefungsstichprobe (Angaben in Prozent)
Demokratiezufriedenheit***
West, hohe Prosperität
West, geringe Prosperität
Ost, hohe Prosperität
Ost, geringe Prosperität
Institutionenvertrauen***
West, hohe Prosperität
West, geringe Prosperität
Ost, hohe Prosperität
Ost, geringe Prosperität
Abweichungen zu 100 Prozent sind rundungsbedingt. Unterschiede sind auf einem Niveau von *** p ≤ 0.001 signifikant.
Polarisierung der Parteianhängerschaften
Die in einigen Bereichen beobachtete Polarisierung – u. a. hinsichtlich der Wahrnehmung zu Meinungs- und Pressefreiheit, der Praxis der Demokratie und in den Politikbereichen Klima, Zuwanderung und EU – spiegelt sich im Parteienspektrum. Während Anhängerinnen und Anhänger von AfD und BSW besonders häufig Kritik äußern, sind Personen, die Grünen und SPD nahestehen, überdurchschnittlich häufig mit dem Funktionieren der Demokratie und der Erfüllung politischer Freiheiten zufrieden. Die übrigen größeren Parteien reihen sich im Mittelfeld ein. Ein eindrückliches Beispiel: Innerhalb der AfD-Anhängerschaft sind nur 6 Prozent zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie, wohingegen es unter Anhängerinnen und Anhängern der Grünen 90 Prozent sind.
Typen demokratischer Orientierungen nach Parteinähe (Angaben in Prozent)
AfD
BSW°
Keine/Andere
Die Linke
CDU/CSU
FDP°
SPD
Grüne
Abweichungen zu 100 Prozent sind rundungsbedingt. °Wegen des Fragebogensplits ist die zugrundeliegende Fallzahl bei den Gruppen FDP (n = 35) und BSW (n = 17) sehr gering, sodass Anteile bei diesen Parteianhängerschaften mit Vorsicht interpretiert wer-den müssen.
Sensibilität für Benachteiligungen
Eine jeweils deutliche Mehrheit der Befragten sieht einen hohen Handlungsbedarf gegen Diskriminierungen. Besonders hoher Handlungsbedarf wird bei Armut (84 %), Geschlecht (73 %) und Alter (73 %) gesehen. Bei Alter und Armut zeigen sich keine Unterschiede zwischen den Landesteilen, während in Westdeutschland hinsichtlich des Abbaus von Benachteiligung aufgrund des Geschlechts etwas mehr Handlungsbedarf gesehen (West: 75 %; Ost: 67 %) wird. Ein vergleichbares Muster zeigt sich bei Migrationshintergrund (West: 69 %; Ost: 62 %) und Glaubensfragen (West: 65 %; Ost: 53 %). In diesen Differenzen kommen langfristig verfestigte sozialstrukturelle und sozialkulturelle regionale Entwicklungen zum Ausdruck. Bemerkenswert ist, dass der Handlungsbedarf für den Abbau von Benachteiligungen aufgrund einer ostdeutschen Herkunft in beiden Landesteilen auf einem ähnlichen Niveau liegt (West: 64 %; Ost: 69 %). Der vertiefte Blick auf Ostdeutschland zeigt: Eine solche Forderung ist dort besonders stark in strukturschwächeren Gebieten vorzufinden.
Wichtigkeit des Abbaus von Benachteiligungen in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft: „Benachteiligung auf Grund von …“ (Angaben in Prozent)
Armut
Geschlecht
Alter
Migrationshintergrund
Ostdeutscher Herkunft
Religion / Glauben
Politische Einstellung
Abweichungen zu 100 Prozent sind rundungsbedingt. Die Kategorie „es gibt keine Benachteiligung“ war nicht vorgegeben und wurde nur spontan genannt.
Erwartungshaltung an den Staat hoch
Die in Deutschland seit jeher hohen Erwartungen an wohlfahrtsstaatliche Für- und Vorsorge bleiben auf sehr hohem Niveau. Rund drei Viertel aller Befragten äußern eine entsprechende Erwartung. Dabei ist die vormalige Ost-West-Differenz inzwischen ausgeglichen, da sich die Einstellungen im Westen an den Osten angepasst haben. Die Verbesserung der Bildungsinfrastruktur (Kita, Schule, Hochschule, Fort- und Weiterbildung) ist aus Sicht der Bevölkerung die mit Abstand dringlichste staatliche Aufgabe und 98 % möchten (deutlich) mehr Geld in diesen Bereich investiert sehen. Auf der Prioritätenliste folgen die Stärkung strukturschwacher Regionen (86 %), die Sanierung bzw. Modernisierung des Eisenbahnnetzes (84 %) und eine bessere Ausstattung für Polizei und Strafverfolgung (83 %). Weniger dringlich werden mehr Investitionen für die Anwerbung von ausländischen Fachkräften sowie Subventionen zur Ansiedlung von Großunternehmen angesehen. Bundesweit existiert in gering prosperierenden Regionen insgesamt eine höhere Präferenz für staatliche Fördermaßnahmen zugunsten der Behebung von Strukturschwächen und speziell der Infrastruktur.
Für welche Bereiche sollte der Staat mehr oder weniger Geld ausgeben (Angaben in Prozent)
Verbesserung der Bildungsinfrastruktur
Verbesserung der Eisenbahninfrastruktur
Stärkung von Polizei und Strafverfolgung
Stärkung strukturschwacher Regionen
Verbesserung der Straßeninfrastruktur
Stärkung der Bundeswehr
Anwerbung ausländischer Fachkräfte
Subventionen für die Ansiedlung großer Unternehmen
Abweichungen zu 100 Prozent sind rundungsbedingt. Die Kategorie „unverändert lassen“ war nicht vorgegeben und wurde nur spontan genannt.
Wenig „Wir-Gefühl“
Die große Mehrheit ist der Auffassung, dass in Deutschland aktuell kein „Wir-Gefühl“ existiert. Lediglich etwa ein Drittel der Befragten hat Vertrauen in andere Menschen. Nur ein Viertel der Befragten glaubt, dass sich die Mitmenschen gegenseitig unterstützen. Nicht einmal jede bzw. jeder Achte bewertet den gesellschaftlichen Zusammenhalt positiv. Diese negative gesamtgesellschaftliche Bewertung steht im Kontrast zur Bewertung des gesellschaftlichen Zusammenhalts am Wohnort, der in der Regel sehr positiv bewertet wird. Es gibt also einen großen Unterschied zwischen der Wahrnehmung des direkt erlebten gesellschaftlichen Umfelds und der Beurteilung der Gesellschaft insgesamt. Ein gesamtgesellschaftliches „Wir-Gefühl“ wird von Ostdeutschen seltener als von Westdeutschen bejaht. Zudem gehen mittlere und niedrige Schulbildung, populistische Neigungen, Parteinähe zur AfD sowie dem BSW, das Empfinden sozialer Deprivation sowie eine als schlecht eingeschätzte persönliche wirtschaftliche Situation mit einem unterdurchschnittlich ausgeprägten „Wir-Gefühl“ einher.
Dimensionen eines gesellschaftlichen Wir-Gefühls (Vertrauen, Mitgefühl und Zusammenhalt, Angaben in Prozent)
Ganz allgemein kann man den meisten Menschen vertrauen
Die meisten Leute kümmern sich darum, was mit ihren Mitmenschen geschieht (inv.)
In unserer Gesellschaft gibt es einen großen Zusammenhalt
Abweichungen zu 100 Prozent sind rundungsbedingt. Der originale Wortlaut des 2. Items „Die meisten Leute kümmern sich überhaupt nicht darum, was mit ihren Mitmenschen geschieht“ wurde zur einfacheren Interpretation invertiert.
Gerechtigkeitsvorstellungen in der Gesellschaft
Aus mehr als 1.800 offenen Nennungen im Deutschland-Monitor zu Vorstellungen einer gerechten Gesellschaft können vier zentrale Aspekte von Gerechtigkeit herausgefiltert werden: Für die Menschen in Deutschland ist eine Gesellschaft gerecht, wenn sie Gleichheit, Solidarität, Zusammenhalt und persönliche Freiheitsrechte sicherstellt. Diese Feinanalyse unterstreicht den grundsätzlichen Wertekonsens der übergroßen Mehrheit in Deutschland. Die Vorstellungen von Gerechtigkeit dienen als ein zentrales moralisches Regulativ, das die Wahrnehmung der öffentlichen und der privaten Sphäre maßgeblich leitet. Demzufolge kann es aus Sicht der Politik schwerlich überschätzt werden.
Was macht aus Ihrer Sicht eine gerechte Gesellschaft aus … (Angaben in Prozent)
Gleichheit und Chancengleichheit allgemein
Soziale Gerechtigkeit und Unterstützung, finanzierbare Lebensverhältnisse
Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Gemeinschaft
Freiheit und persönliche Rechte
Wirtschaftliche Gerechtigkeit und faire Bezahlung
Politische Beteiligung und Demokratie
Wertebindung
Chancengleichheit in der Bildung
Recht und Ordnung
Arbeit / Arbeitspflicht / Leistungsgerechte Sozialleistungen
Gewähr von Gesundheit und Wohlbefinden
Frieden allgemein
Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit
Etabliertenvorrechte (Mehr Recht für eingesessene Bevölkerung)
Leistungsfähige Infrastruktur
Prozentangaben gerundet; induktive Kategorienbildung aus offenen Antworten (n=1.824).
Antipluralistische Einstellungen als Herausforderung
Populistische Einstellungsmuster sind bei 21 Prozent der Deutschen verbreitet und gehen häufig mit Misstrauen gegenüber demokratischen Institutionen sowie einer Kritik an den „abgehobenen Politikern“ einher. Ein Anteil von 3 Prozent der Bevölkerung zeigt offen Sympathien für autoritäre Strukturen, 16 Prozent vertreten zumindest teilweise autoritäre Ansichten. Gemein ist beiden Einstellungsmustern ein Antipluralismus. Dies ist eine starke Herausforderung für die liberale Demokratie in Deutschland. Diese herausfordernden Einstellungsmuster sind verstärkt bei Personen mit geringer Bildung, niedrigem sozio-ökonomischen Status und/oder Zukunftssorgen ausgeprägt. Gerade in strukturschwachen Regionen in Ostdeutschland sind diese Zukunftssorgen und Einstellungsmuster häufiger verbreitet als in anderen Regionen der Republik. Den Menschen mit populistischen und antidemokratischen Einstellungen eine Perspektive aufzuzeigen ist eine politische wie auch gesamtgesellschaftliche Aufgabe.