Themenschwerpunkt: „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“

Ausgehend von den zentralen Ergebnissen des Deutschland-Monitor 2024 wurde am 11. April 2025 im historischen Ambiente des Händelhauses in Halle (Saale) über das Schwerpunktthema der Studie „Welche Gesellschaft wünschen wir uns?“ diskutiert: einerseits über die Herausforderungen von Gerechtigkeit und lokalem Zusammenhalt, andererseits ging es darum, wie wir Politikverdrossenheit und Demokratieskepsis begegnen können.
Herzlichen Dank!
Im Namen des Teams Deutschland-Monitor sowie des Arbeitsstab Ostdeutschland im Bundeskanzleramt möchten wir uns bei allen Teilnehmenden des "Forum Deutschland-Monitor 2024" sehr herzlich bedanken. Die hohe Anzahl an Teilnehmenden hat die Diskussion der Ergebnisse des Deutschland-Monitors und die daraus erwachsenden Fragestellungen bereichert und zum Gelingen der Veranstaltung wesentlich beigetragen.
Als bildhafte Erinnerung finden Sie nachfolgend einzelne Impressionen der Veranstaltung. Wir würden uns freuen, wenn die Befunde des Deutschland-Monitors, dessen diesjährige Bevölkerungsbefragung demnächst ins Feld geht, auch weiterhin Ihre Aufmerksamkeit findet.
















Bildnachweis
Online / digitale Publikationen - photo: © Ronny Götter
Social Media - photo: @ronnygoetter
Bericht zur Forumsveranstaltung
„In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“ Diese Frage war der Themenschwerpunkt des Deutschland-Monitors 2024. Am 11. April 2025 kamen rund 100 Akteure aus der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik im Händel-Haus in Halle (Saale) zusammen, um die Ergebnisse und die sich daraus ergebenden Handlungsperspektiven zu diskutieren. Durch die Veranstaltung führte die Journalistin Nine-Christine-Müller (Podcast „Ostwärts“). Das Forum gliederte sich in zwei Panels, die jeweils mit einem Impuls aus dem Deutschland-Monitor-Team eingeleitet wurden, bevor Podium und Publikum die Gelegenheit hatten, das Wort zu ergreifen.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Grußwort von Markus Gallander, Leiter des Arbeitsstabes des Ostbeauftragten der Bundesregierung, der die Wichtigkeit wissenschaftlich fundierter empirischer Sozialforschung für politische Entscheidungen betonte. Es folgte ein inhaltlicher Impuls von Prof. Dr. Marion Reiser (Friedrich-Schiller-Universität Jena), die ausgewählte Befunde des aktuellen Themenschwerpunkts im Monitor vorstellte: Der Großteil der Bevölkerung in Ost und West bekennt sich zu den freiheitlich-demokratischen Grundrechten. Dabei gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, als wie gut bzw. überzeugend diese Verfassungsrechte sowie das demokratische System in der Praxis erlebt werden. Bemerkenswert ist, dass die Befragten einen großen Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft vor Ort wahrnehmen, diesen jedoch in der Gesamtgesellschaft als vergleichsweise schwach empfinden.
Die Kernbefunde diskutierten im Anschluss in Panel 1: Prof. Dr. Theres Matthieß (Institut für Demokratieforschung, Göttingen), Prof. Dr. Winfried Kluth (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Carsten Schneider (Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland). Dabei wurde unter anderem das Verhältnis von Staat und Gesellschaft beleuchtet, wobei Prof. Kluth darauf aufmerksam machte, dass beide immer in einer wechselseitigen Beziehung zueinander stünden. Der Staat müsse einerseits offen für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sein und diese Anliegen ernst nehmen. Andererseits sei es zentral, dass Bürgerinnen und Bürger sich engagieren und die Gesellschaft mitgestalten. In der Diskussion wurde weiterhin die Frage aufgeworfen, ob und inwieweit sich das Verständnis von Demokratie in Ost- und Westdeutschland heute – knapp 35 Jahre nach der Wiedervereinigung – noch unterscheidet.
Nach der Mittagspause eröffneten Prof. Dr. Everhard Holtmann (Zentrum für Sozialforschung Halle) und Dr. Jörg Hebenstreit (Friedrich-Schiller-Universität Jena) den zweiten Teil der Veranstaltung mit einem Impuls. Sie wiesen u. a. darauf hin, dass Staatsorientierung und Wohlfahrtstaatlichkeit für die Deutschen nach wie vor einen hohen Wert besitzen und sich die Befragten mehr direktdemokratische Elemente in der repräsentativen Demokratie wünschen. Hebenstreit verwies weiterhin auf die Divergenz zwischen der Zustimmung zur Idee als Staatsform und der wahrgenommenen Funktionalität der Demokratie in Deutschland. Im zweiten Panel sprachen Prof. Dr. Astrid Lorenz (Universität Leipzig), Dr. Christian König (Mehr Demokratie e.V.) und Stefan Gruhner (Chef der Staatskanzlei und Thüringer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Sport und Ehrenamt) darüber, wie das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Staat und Demokratie weiter gestärkt werden könne. Auch Fragen, wie Regierungen bürgernah kommunizieren und Bürgerinnen und Bürger besser erreichen können, beispielsweise mit Bürgerdialogen oder Bürgerräten, waren Gegenstand der Diskussion.
Neben dem moderierten Gespräch bot sich in entspannter Atmosphäre reichlich Gelegenheit, die Diskussion der Ergebnisse weiter zu vertiefen und vielfältige Perspektiven aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft auszutauschen.
Prof. Reinhard Pollak (Leibniz-Institut GESIS) resümierte am Ende der Veranstaltung: „Wir sollten die demokratischen Prozesse hochhalten und vermeiden, nur noch die Ergebnisseite des politischen Handelns in den Blick nehmen zu wollen. Das ist schwer genug, da vor allem in Westdeutschland die Erwartungen an den Staat deutlich gestiegen sind. Besser ist es, die Bürger zu ermächtigen, vorhandene Freiheiten zu erkennen und zu nutzen. Das kann durch mehr lokalen Austausch mit der Politik gelingen.“